Mitten auf der Georg-Schwarz-Straße entdeckte ich vergangene Woche etwas Besonderes. Vielleicht gehörte er sogar zu den kleinsten Läden, die ich je besuchte. Doch schon als ich die hübsche Stube betrat und Melanie zu mir in den Verkaufsraum trat, begann der sich schon vielfach bewahrheitete Spruch: „klein, aber oho“ noch einen drauf zu legen. Denn um kleine Dinge, ging es hier wahrlich. Sogar so klein, dass ich beinahe für einen kurzen Moment mit Berührungsängsten konfrontiert ward, die ich sonst von mir tatsächlich überhaupt nicht kenne.
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Die Glasperlenmacherin
Ich habe Glück. Als ich hineinkomme, ist Melanie gerade nicht in ihre Arbeit vertieft, sondern nimmt sich einen Moment Zeit, meiner Unsicherheit mit ihrem Strahlen zu begegnen. Und auf meine Frage, was sie da macht, beginnt sie mir voller Stolz ihre Werkzeuge und Schätze vorzuführen.
Fernab der Plaste- und Modeschmuckindustrie, stellt sie ihre ganz eigenen kleinen Kunstwerke her: aus Glas. Kleine Perlen, die in liebevoller Handarbeit jede als Unikat ihr Geschäftlein verlassen. Mit einer unglaublich ruhigen Hand und jeder Menge Geduld bringt sie den herrlichen Werkstoff zum Schmelzen, um ihn für ihre Träume formbar zu machen und schließlich zu kleinen Kostbarkeiten weiterzuverarbeiten.
Mitten im Ausstellungsraum befindet sich ihr Arbeitsplatz. Ein kleines Tischchen mit einem Brenner, in dessen Flamme sich die Glasstäbchen in unzähligen bunten Farben verflüssigen. Hier entstehen Perlen für Armbänder, Anhänger und Ohrringe – alles nach Geschmack der Künstlerin. Denn Perlenmacherin ist kein klassischer Ausbildungsberuf. Und so hat auch Melanie vor ihrem Dasein als Glaskünstlerin einmal an einem Büroschreibtisch gesessen. Doch der Wunsch zur Selbstverwirklichung und Kreativität war stärker. Und so fasste sie sich vor 12 Jahren ein Herz, mit einem kleinen Workshop den Grundstein für ihre heutige Passion zu legen. Rückblickend betrachtet, ließen bereits ihre allerersten Resultate – damals vor so vielen Jahren – ein geraumes Talent in ihr vermuten.
Heute hat sie bereits viele weitere Schritte auf ihrem Weg zurückgelegt. Mit vielen internationalen Kunden, besonders aus Amerika hat sie ihre eigene Handschrift entwickelt. Gelegentlich arbeitet sie auch auf Auftrag – dann aber nur, wenn das gewisse Quäntchen „freie Hand“ in der kreativen Umsetzung eines Wunsches ihr überlassen bleibt.
Glas Perlen selber blasen
Nachdem ich meiner Bewunderung für so viel filigrane Liebe zum Detail Luft gemacht habe, fragt Melanie mich, ob ich es nicht einmal selbst versuchen mag. Mir flattert kurz das Herz, dann stockt der Atem. Denn mein Respekt vor den Materialien und der heißer als heißen Flamme ist enorm. Sie vollführt noch einmal die basic Arbeitsschritte, mit denen ich zumindestens das flüssige Glas um ein Stäbchen gewickelt bekommen müsste, und dann bin ich an der Reihe. Mit einer feschen Schutzbrille auf der Nase, einem Utensil in der linken Hand und einem blau leuchtenden Glasstäbchen in der rechten, beginne ich mich an die heiße Flamme heranzutasten.
Das Glasstäbchen glüht und seine Konsistenz verändert sich spürbar. Ich habe ein mulmiges Gefühl dabei, dass es tropfen könnte und ich bei meinem ersten Versuch als Perlenmacherin kläglich scheitere. Doch es gelingt. Im Resultat windet sich um mein Stäbchen eine kleine Schnecke, auf die ich viel zu stolz bin, als dass ich sie weiter einschmelzen und zu einer Perle verarbeiten möchte.
Ich bin zugegeben etwas froh, als ich den heißen Stuhl wieder verlassen und mit Melanie tauschen kann. Die „Perle“ kühlt nun in einem gewissen Granulat herunter. Das geht jedoch nur, da ich da doch etwas seeehr „einfaches“ hergestellt habe. Im Normalfall machen sich die entstandenen Perlen im Anschluss auf den Weg in einen Ofen, in dem sie erst gaaaaaaaanz ganz langsam und behutsam heruntergekühlt werden, um dem Material jede Spannung zu nehmen.
Ein letztes Mal lasse ich meinen Blick im Raum schweifen und erkundige mich, wie all jene Schmuck- und Kunstliebhaberinnen auf ihre Kreationen aufmerksam werden, die nicht bis in die Tiefen der Georg-Schwarz-Straße vordringen. Und wenn euch das Vielfach in der Karli nicht lieber ist, dann habt ihr außerdem die Möglichkeit, euch durch ihren Etsy-Shop (das ist sowas wie die internationale DaWanda-Version) zu wühlen. Aber wer ganz nah dran am Kunsthandwerk sein will, der statte Melanie am besten trotzdem den direkten Besuch im Atelier ab.
Denn daannn aber nur dannnnn, könnt ihr auch euer Interesse an so einem „Das will ich jetzt aber auch mal versuchen“-Workshop bekunden, bei dem Melanie euch ganz individuell in der Künste des Perlenblasens einweiht. Als Partnerin des Schmucksammelsystem Trollbeads gibt Melanie sogar deutschlandweit regelmäßige Glasvorführungen. Deswegen ist sie zwar nicht täglich im Atelier, aber wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt – dann greift ihr einfach schnell zum Telefonhörer oder schreibt eine eMail bevor ihr euch auf den Weg zu ihr nach Lindenau macht.
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Wann? Wie? Wo?
Melanie Moertel | Glas Perlen Schmuck
Georg-Schwarz-Straße 89
Leipzig (Lindenau)
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