Ein offener Brief der Umweltverbände (Ökolöwe, NABU, BUND) an Bürgermeister Heiko Rosenthal und den Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer, Herr Rüdiger Dittmar, macht auf die Missstände in allen Leipziger Grünanlagen aufmerksam.
Seit 2019 erarbeiten die Umweltverbände zusammen mit dem Amt für Stadtgrün und Gewässer entsprechend des Stadtratsbeschlusses zum Entwicklungskonzept Clara-Zetkin-Park und Johannapark Empfehlungen zur nachhaltigen Entwicklung und Pflege. Daraus sollten schließlich, so der Beschluss, Empfehlungen zur nachhaltigen Pflege für alle Grünanlagen der Stadt abgeleitet werden.
Trotz des regelmäßigen Austauschs können die Umweltverbände nur geringfügige Fortschritte in der praktischen Umsetzung erkennen. Die tatsächlich erfolgten Maßnahmen aus den letzten fünf Jahren im Johannapark lassen sich schnell aufzählen:
- Es wurden 20 Blühstreifen im Stadtgebiet angelegt (zu sehen ist heute davon nahezu nichts mehr).
- Auf Drängen der Umweltverbände wurden zwei Wiesenflächen neu eingesät und eine Strauchfläche mit Gehölzen ergänzt (das eingebrachte Totholz wurde nachträglich wieder entfernt, eine Beschilderung mit der Begründung Denkmalschutz abgelehnt)
- 2022 wurden einige weitere Gehölzflächen bepflanzt und das Staudenbeet am Clara-Zetkin-Denkmal erneuert, es wurden überwiegend Ziergehölze und Exoten ohne wesentlichen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt gepflanzt.
- Aktuell wirbt die Stadt mit einem längst überfälligen „Blühwiesenprojekt“. An 20 Orten sollen Wiesen aufwachsen dürfen. Dadurch entstehen jedoch keine artenreichen Blühwiesen.
Um den Johannapark als „Pilotprojekt“ für andere Parkanlagen zu verstehen, ist das leider ein mehr
als bescheidenes Ergebnis nach fünf Jahren „Probephase“.
Die theoretischen Erfolge der bisherigen Zusammenarbeit:
Den Herausforderungen der Vereinbarkeit von Denkmalschutz, Erholungsnutzung und Biodiversitätsförderung sind die Umweltverbände mit zahlreichen Kompromissen und konstruktiven Vorschlägen begegnet. Die theoretischen Erfolge der bisherigen Zusammenarbeit sind:
- die Erstellung eines Fachbeitrags zur Förderung der Biodiversität
- und die Erstellung von Pflanzlisten
Leider werden deren Inhalte und Empfehlungen weder im Johannapark noch bei anderen Anlagen berücksichtigt.
Die konkrete Umsetzung, eine zeitgemäße Berücksichtigung aller Belange und eine langfristige Planung statt kleinteiliger Einzelmaßnahmen fehlen.
Die Umweltvervände können und wollen das nicht länger hinnehmen. Klimakrise und Artensterben sind in vollem Gange. Sie erfordern aktives Handeln statt weiterer theoretischer Abhandlungen. Wirkungsvolle Maßnahmen sind erforscht und werden von anderen Kommunen längst umgesetzt.
Jetzt ökologische Pflegestandards in allen Leipziger Grünanlagen umsetzen!
Mit diesem Offenen Brief bringen die Umweltverbände ihren Unmut über die zögerliche Umsetzung des Ratsbeschlusses und die aktuelle Pflegepraxis zum Ausdruck. Sie fordern die sofortige und standardisierte Umsetzung der folgenden Pflegegrundsätze auf allen Grünanlagen:
- Laub bleibt in den Gehölzflächen liegen
- die Krautschicht bleibt unter den Gehölzen
- Säume bleiben stehen
- Wiesen werden abschnittsweise gemäht
- Totholz wird belassen
- heimische Pflanzenarten werden bevorzugt
- heimische Stauden statt Wechselbepflanzung