Im Sommer spazieren kann jeder! Welch schöne Aussichten der Winter für Wanderlustige bereit hält, zeigt ein Besuch im Nordosten des Stadtgebiets. Zwischen Wildpferden und den letzten Sonnenstrahlen legt sich ein warmer Schimmer über die Landschaft und wärmt das Gemüt.
Kein Blatt hängt mehr am Baum – von einem „Grünen Bogen“ zeugt außer dem Namen nichts. Wenn der Winter der Landschaft den Gar ausmacht, bleibt die Abendsonne der letzte Lichtblick. Langsam senkt sie ihr müdes Lächeln über den Horizont. Gülden erstrahlen in ihrem Antlitz die Zweige, während sie geduldig auf das Frühjahr warten.
120 ha wilde Wunder | Der Grüne Bogen Paunsdorf
Der üppige Landschaftsraum des Grünen Bogen Paunsdorf ist mit insgesamt 120 ha Fläche eine Augenweide für Spazierfreunde im Nordosten der Stadt. Rund um die Plattenbausiedlung „Heiterblick“ entstehen auf landwirtschaftlichen und militärischen Brachflächen schrittweise Erholungsräume mit beispielhaften Naturschutzstrategien. Seit 2004 wird auf dem ehemaligen Militärgebiet der Kaserne Heiterblick ein Biotop gepflegt. Offene Wiesenflächen, Waldstücke und Tümpel bieten einen idealen Lebensraum für seltene Tierarten, wie den Moorfrosch, den Kammmolch sowie diverse Libellen- und Vogelarten – mitten in der Stadt!
Wasserbüffel und Przewalski-Pferde am Leipziger Stadtrand
Eine ausgesprochene Besonderheit des Areals sind die zahlreichen Herdentiere, die hier ein malerisches Zuhause gefunden haben. Wasserbüffel und Przewalski-Pferde leben im friedlichen Miteinander, unbeirrt von staunenden Parkbesuchern. Beliebt ist die asiatische Wildpferdeart aufgrund ihrer ausgesprochenen Seltenheit. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges gab es kaum mehr als 30 Individuen – diese lebten bereits in menschlicher Obhut. Das letzte freilebende Exemplar wurde 1969 gesichtet. Durch Zuchtprogramme konnte das Überleben des Przewalski-Pferdes bis heute gesichert werden. Die Anzahl wird mittlerweile wieder auf 2000 Individuen ihrer Art geschätzt.
Über verschiedenen Initiativen wird versucht, das Przewalski-Pferd erneut in der freien Wildbahn anzusiedeln, wodurch die Art wieder vereinzelt in Naturschutzgebieten in der Mongolei anzutreffen ist. Hinzu kommen weltweit verteilte Reservate mit halbwild gehaltenen Beständen, wie im Grünen Bogen Paunsdorf. Denn das gesamte Gelände ist eingezäunt. Ein Rundweg von 2,6 km Länge führt um das gesamte Gebiet. Am Südrand des Geländes zum Wohngebiet Paunsdorf-Nord gibt es sogar eine Beobachtungsterrasse für Alle, die sich nicht selbst auf den Rundweg begeben können.
Winterwandern um den Grünen Bogen in Paunsdorf
Wer die Beine in die Hand nimmt, wird vom idyllischen Flair der Winterlandschaft belohnt. Da bei 5°C das Besucheraufkommen des Parks deutlich geringer ist als bei 25°C, trauen sich die Tiere mitunter sogar hautnah an die Zäune heran, um im Sonnenuntergang zu grasen. Ein kleiner See wird zur herrlichen Raststätte. Unweit entfernt spielt der Nachwuchs auf einem Klettergerüst. Jugendliche aus dem nahegelegenen Umfeld verewigen sich mit Sprühdosen an der offiziellen „Wall of Fame“ des Bürgerparks Paunsdorf. Im Zusammenspiel unterschiedlichster Generationen, Herkünfte und Hintergründe wird der Park zur idealen Kulisse gesellschaftlichen Miteinanders.
2007 wurde dem Grünen Bogen Paunsdorf der „Leipziger Architekturpreis“ verliehen. Zusätzlich erhielt das Gelände den Sonderpreis „Natur in der Stadt“ im Rahmen des Wettbewerbs „Bundeshauptstadt der Biodiversität 2011“.
Gut gestärkt, ist halb umrundet!
Mit einem kleinen Proviant wird der Ausflug in den Leipziger Nordosten zur schönen Stadtwanderung. Eine Thermoskanne mit warmem Tee, ein paar Snacks und warme Handschuhe sorgen für die nötige Wärme von innen und außen. Denn aufgrund der großflächigen Umzäunungen ist Abkürzen keine Option. Wer winterliche Wildpferde sehen möchte, sollte sich warm einpacken.
WANN? WIE? WO?
Grüner Bogen Paunsdorf
Mit der Straßenbahnlinie 3, 7 oder 8 bis zur Ahornstraße
2 Std. für 2,6 km
