Zugegeben: die ganze Ernährungs- und Gesundheitsdebatte verunsichert mich. Kaufe dies und nicht das. Erwärme es so und nicht anders. Doch am besten gar nicht. Iss frisch, iss regional, iss bio. Lass nur auf deinen Teller, was gerade Saison hat und kaue dies 32 mal kräftig durch oder püriere es wahlweise gleich ganz zum Trinkbrei-Smoothie.
Ich lasse mich schnell von diesen Dingen begeistern, habe vegan probiert und an meinem Kühlschrank klebt der Saisonkalender. Das Gemüse kommt frisch aus der Region – in einer Ökokiste vom Lobacher Hof. Doch ein Rest Unzufriedenheit bleibt. Nicht weil ich es unbedingt richtig machen will, sondern weil ich das Gefühl habe, trotz allen guten Vorsätzen zu wenig davon selbst in der Hand zu haben. Selbst Hand anlegen wollte ich, das war es was mein Herz erfüllen sollte.
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Von der Idee zur Umsetzung
Einen eigenen Garten zu bewirtschaften, kam mir wie der Sprung ins kalte Wasser vor. Als Großstadtpflanze besaß ich noch nicht einmal eine ordentliche Gießkanne (was sich schnell ändern sollte). Geschweige denn einen blassen Dunst davon, wie soetwas anzufangen sei. Doch bevor das Projekt „Gartenbau“ mir dann doch über den Kopf wachsen sollte, wollte ich mir beweisen, dass was ich im Großen plane, zunächst erstmal im Kleinen funktionieren kann. Einen Pflanzkübel auf dem Balkon? Eine Kräuterschale auf dem Fensterbrett? Nagut – nein, so klein nun auch wieder nicht.
Also schmiedete ich den Plan vom eigenen Beet. Im Hof. Jawoll. Die Zustimmung des Vermieters hatte ich mindestens genauso schnell wie eine Idee für ein geeignetes Plätzchen. 15 cm Erde nach unten sollten jedoch nicht ausreichen für meinen Wunsch nach üppig wachsendem Gemüse.
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Step 1 – Wir brauchen ein Beet.
Das Beet wollte erst einmal ein Beet werden. Was ich mir als spaßiges Pflanzen pflanzen und Samen säen ausgemalt hatte, sollte mehr Arbeit mit sich bringen, als befürchtet. Wir bauten also einen Holzrahmen um die auserkorene Fläche, siebten die Erde wurzelfrei und beschafften uns 3 große Fuhren frischer Komposterde. Nun sah es zumindest schon einmal schön aus, das gute Stück.
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Step 2 – Was soll auf dem Beet wachsen?
Eine genaue Vorstellung davon, was ich später einmal ernten wollte, hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Fest stand, ich wollte mich betätigen, kümmern und meine Arbeit Früchte tragen lassen. Doch um mich mit einschlägiger Gartenlektüre oder Pflanzapps auseinanderzusetzen war ich schlicht und ergreifend zu müde. Ich wollte wissen, wie es genau geht. Und das am liebsten aus erster Hand. Da ich im Sommer bei Richard Hagedorn auf dem Ernte-mich Acker zu Besuch war und mir hier bereits ein Bild davon machen konnte, wie man unter seiner Aufsicht in Liebertwolkwitz seinen eigenen kleinen Acker bewirtschaften kann, wollte ich ihn um Rat fragen. Eine grobe Skizze meiner zu bestellenden Beetfläche und ein netter Plausch später fuhr ich ihn besuchen. Im Gepäck jede Menge Wünsche, Fragen und Unklarheiten was ich mit meinem eifrigen Vorhaben denn jetzt als erstes tun müsse.
Er sprach von guter und schlechter Nachbarschaft, Setzlingen und Samen, Grünschnitt und Bewässerung. Aus vielen leckeren Gemüsesorten traf ich eine Auswahl der für mein Heimanbauprojekt lukrativsten und Richard schob sie auf meinem virtuellen Beet solange hin und her, bis wir eine genaue Vorstellung davon hatten, wie ich die Verteilung und Unterbringung der Pflanzen am besten vornehmen sollte, damit ich später zum Ernten auch rankam und die Pflänzchen (von deren späterem Ausmaß ich damals noch nichts ahnte) auch genug Platz bekämen.
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Step 3 – Pflanzen pflanzen oder Samen säen?
Beinahe hätte ich mir im nächsten Supermarkt einfach ein paar Samentütchen gekauft und drauf los gestreut. Richard jedoch erläuterte mir, warum ich mit vorgezogenen Jungpflanzen die größten Aussichten auf Erfolge haben sollte. Bewaffnet mit vielen grünen Stängelchen und ein paar kleinen aber feinen Samentütchen, machte ich mich wenig später wie auf den Weg zu meinem Beet.
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Step 4 – Ran an die Arbeit
Bisher hatte die Planung meines Beetes eher mit der Entwicklung einer eigenen Gartenstrategie zu tun. Jetzt konnte ich mir endlich die Hände schmutzig machen. Furchen ziehen, Samen säen, Anstände messen, andrücken, wässern. Tataa. Als am Ende des Tages alles da war, wo wir es haben wollten war die Bange zwar groß, dass mir die vielen kleinen zarten Pflänzchen einfach unter den Händen verwelkten, doch die Hoffnung auf den eigenen grünen Daumen stirbt ja bekanntlich zuletzt.
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Step 5 – Regentanz und mit den Pflanzen sprechen
Man muss mich oft um die Beete haben schleichen sehen auf der Suche nach Veränderungen. Keimt da etwa ein erstes grünes Blättlein? Ist alles gut angewachsen? Während es bei der einen oder anderen Pflanze schneller ging, machte ich mir um andere größere Sorgen. Alles in allem konnte ich allerdings meine Freude kaum glauben, als sich peut a peut aus nahezu allem, was wir an diesem Nachmittag unter die Erde gebracht hatten, kleine Triebe entpuppten.
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Step 6 – Sie wachsen, sie WACHSEN!!
Es dauerte nicht einmal lang, da schwand die schwarze Erde den üppig wuchernden Pflanzen. Salate, Fenchel, Mangold, Kapuziner Kresse, Spinat, Möhren, Kartoffeln, Basilikum, Petersilie, Dill, Zucchini, Gurken, Kohlrabis!! Ich war fassungslos auf welch fruchtbaren Boden die Keimlinge hier getroffen waren und wie geschwind die Entwicklung ihren Lauf nahm.
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Step 7 – Man kann es wirklich essen :)
Als erstes wollte der Kohlrabi probiert werden. Zart und ohne Fasern und wahnsinnig intensiv im Geschmack. Die erste Ernte – und für uns ein inneres Fest. Für so viel Liebesmüh zahlt man bei Rewe also 29 Cent. Puhaaa.
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Fazit:
Ich habe wahnsinnig viel gelernt in meinem ersten Gartenjahr. Dass man lila Kartoffeln essen kann. Das Fenchel und Spinat geerntet werden sollten, bevor sie uns über den Kopf wachsen, da man sie sonst nicht mehr genießen kann ;), dass eine Zucchini größer werden kann als mein Oberschenkel und dass Gartenarbeit der erholsamste Freizeitausgleich ist, denn man sich an einem Sommernachmittag vorstellen kann.
Nun besitz ich das eine oder andere Werkzeug, jede Menge neues Know How und eine unbändige Lust daran in diesem Jahr anzuknüpfen. Aber ich weiß auch, dass ich ohne Richards Rat und Tat ziemlich vergeblich mit meinen Samentütchen herumgedoktert hätte. An dieser Stelle – vielen vielen Dank lieber Richard für so viel Unterstützung. Ernte gut – alles gut. Auf einen furchtbaren Sommer!
